kulinarische Akzente in Leipzig

RB Leipzig - VfB Stuttgart. 27.01.2023. Red
Bull Arena.
Auch wenn ich mir unsicher
bin, was ich von dem Verein RB Leipzig halten soll, so mag ich zumindest die
Arena in welcher der Rasenballsportverein seine Heimspiele austrägt, sehr
gerne. Nach dem Supercup in dieser Saison ist dies nun mein zweiter Einsatz dort
und irgendwie hat das Stadion einen gewissen Flair. Ich versuche mal zu benennen,
was diesen Flair für mich ausmacht (ohne Garantie auf Erfolg). Punkt 1: Die Arena
ist quasi in ein altes Stadion hineingebaut. Man läuft erst über alte Hügel (auf
welchen die Tribünen des alten Stadions waren), um dann zu der neuen Arena
dahinter zu gelangen. (Googled/ecosiad/firefoxed einfach mal "Red Bull Arena",
da sieht man das schön aus der Luft).
Punkt 2: Die neue Arena wirkt dann wirklich neu und sehr modern. Schön beleuchtet, klar ausgeschildert und ein generell gutes Stadionkonzept. Ein kleines Detail dieses Konzeptes, welches mir zusagt, ist der Look des Stehplatzbereichs der Heimkurve. Dabei gibt es nur am oberen Ende des Bereichs eine große Zugangsebene und keine Eingänge am unteren Ende des Blocks. Das mag für Fans die ganz unten stehen, funktional nicht die beste Lösung sein, optisch sagt sie mir aus der Ferne aber zu. Leider habe ich kein Foto davon gemacht, deshalb hier nur nochmal verlinkt.
Zu einem guten Stadionkonzept gehört natürlich auch gutes Essen für Medienvertreter, welches diese positiven Geschmacks Erfahrungen dann auf das ganze Stadion projizieren und so möglicherweise einen zu positiv eingefärbten Blog über das gesamte Stadion schreiben. Solche ausgebuffte Marketinghalunken bei RB, aber Himmel waren die Tortellini mit Champignons lecker. Die wissen einfach womit man den kleinen hungrigen Moritz bestechen kann...
Doch nicht nur das Essen im Medienraum ist gut, sondern bestimmt auch in der sogenannten "Skyloge" in der Arena. Und genau da musste ich zu meiner eigenen Verwunderung durch um per Aufzug zu meinem Platz auf der Medientribüne zu kommen. Vor Anpfiff ist das für das Catering Personal vor Ort alles kein Problem, es waren ja noch keine Gäste da. In der Halbzeitpause sieht das ganze dann schon anders aus. Hier braucht es einen kurzen Sidefact für das Verständnis: Es war sehr kalt in Leipzig und nach 45 Minuten des Rumstehens auch sehr kalt in mir. Dementsprechend dick eingepackt, mit Kapuze über dem Kopf und Halstuch über dem Gesicht laufe ich also wie ein Bankräuber in durch die VIP-Loge. Ich bin rein optisch der brutale Gegenentwurf zu allen anderen menschlichen Wesen, welcher sich in diesem Moment in meiner Nähe aufhalten. Und so komme ich ganze drei Meter weit, bevor ich angesprochen werde. Wohl von dem Chef des Catering Personals, welcher auch Sachse war - deshalb stellt euch die folgenden Fragen einfach auf Sächsisch vor: "Was machen Sie hier? Darf ich mal ihre Akkreditierung sehen ? Zeige meine Akkreditierung. Nee, sie dürfen hier nicht rein!". Eine Diskussion darüber das mich seine Kollegin hier lang geschickt hat, ich gar nichts dafür könne, mir bitterkalt ist und ich doch nur schnell zu meinen heiß geliebten Tortellinis kommen möchte, halte ich für nicht zielführend. Und so lasse ich mein Gegenüber über all meine inneren Sehnsüchte im Dunkeln und sage einfach nur, dass ich nur schnell durch müsse zum Aufzug. Das ginge jetzt noch einmal klar. Wow. Ich bin überrascht, erfreut und doch wünsche ich mir einen Unsichtbarkeitsmantel aus Harry Potter, denn ich bin mir bewusst, auch nach Abpfiff hier nochmal lang zu müssen.
Eigentlich wäre das ein schönes Ende hier, aber die interessanten Erlebnisse wollten an diesem Tag einfach nicht enden. Deshalb habe ich noch ein kleines Schmankerl für euch: Im Auto sitzend fahre ich gerade vom Stadion weg, da sehe ich auf einmal 2 VfB Fans welche am Straßenrand den Daumen rausstrecken. Zwei sympathische Typen aus dem Ländle, welche zum Hauptbahnhof mitgenommen werden wollen. Also habe ich die beiden schnell unter Warnblinklicht eingeladen und möchte hier auch die Gelegenheit nutzen, um euch alle dazu aufzurufen TramperInnen immer mitzunehmen, wenn ihr Platz im Auto habt :) . Aber zurück nach Leipzig. Die Typen sind nicht nur sympathisch, sondern auch sternhagelvoll. Trotz einer 1:2 Niederlage ihrer Mannschaft, wirken sie recht zufrieden und während der Typ auf der Rückbank eher den anonymen Zuhörer gibt, fließt das Gespräch mit meinem Beifahrer flüssiger als der Spielaufbau des VfB an jenem Abend. Dann steuert das Gespräch allerdings auf eine Frage zu, welche ich gerne vermieden hätte: "Was ist denn dein Lieblingsklub?". Uff. Ganz dickes Uff. Nachdem ich leicht verunsichert meine Liebe zum KSC äußere, entsteht eine kurze peinliche Pause im Gespräch bzw. Stille im Auto. Nach ein paar Momenten, bei denen ich mir nicht ganz klar bin, wie es hier jetzt weitergeht kommt eine Antwort welche den Mix aus betrunken und Schwabe gut veranschaulicht: "Ha neee - des kansch net mache! Soll i net lieber fahre ?!?". Offensichtlich geht die Rivalität so weit, dass die Fans des VfB Stuttgart denken, KSC-Fans könnten gar nichts. Also wirklich Garnichts. Nicht mal Auto fahren. Beziehungsweise immer noch schlechter als sie mit 3,5 Promille.
Nach kurzer Aufregung kommen wir dann aber für die letzten 5 Minuten dieser sehr unnatürlichen Symbiose aus VfB- & KSC-Fans wieder in eine angenehme Konversation, auch wenn sie nach meinem Karlsruhe-Gate wohl nie wieder das alte Level erreichen konnte.